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Luzifer-Amor 53, 1/2014
Psychoanalyse in Geschichte(n)
Ulrike May zum 70. Geburtstag
Luzifer-Amor 53
Mit Beiträgen von Thomas Aichhorn, Rémy Amoroux, Friedrich-Wilhelm Eickhoff, Esther Fischer-Homberger, Ludger M. Hermanns, Andrea Huppke, Gerd Koenen, Roman Krivanek, Georg László Kruppa, Michael Molnar, Michael Schröter, Hanna Stouten, Harry Stroeken
1. Aufl. 2014
200 S., Pb.
22,90 €
nur (noch) beim Verlag erhältlich * Bitte bestellen Sie direkt beim Verlag

Inhalt


Editorial

Michael Molnar
Lust und Verwirrung. Eine Fußnote zu Freuds Mill-Übersetzungen

Esther Fischer-Homberger
Pierre Janet beobachtet die Geschichte
Epilog aus gegebenem Anlass: Ulrike May beobachtet die Geschichte

Andrea Huppke
Marjorie Brierley. Ein Blick in die Frühzeit der Londoner Middle Group


Aus der Forschung

Roman Krivanek
»Vertrautheit mit dem Kleinkind ist das Ziel«. Die Arbeit und Forschung in der Jackson-Krippe (Wien 1937/38)

Thomas Aichhorn
»Ein Schuß gegen den Vater. Attentat eines Studenten«. Sigmund Freud und der »Fall Ernst Haberl«

Rémy Amouroux / Hanna Stouten
Als Marie Bonaparte sich taub stellte …

Ludger M. Hermanns / Michael Schröter / Harry Stroeken
Von der Psychotherapie zur Psychoanalyse: Max Levy-Suhl (1876–1947)


Kleine Mitteilungen

Gerd Koenen
Am Grundlsee. Eine Aufzeichnung Alfons Paquets über seinen Besuch bei Sigmund Freud im September 1930

Friedrich-Wilhelm Eickhoff
Gerhard Fichtner zum Gedenken (Buch-Essay)

Georg László Kruppa
Bericht über die Jubiläumstagung »100 Jahre Psychoanalyse in Ungarn« am 11. – 12. Oktober 2013 in Budapest

Rezensionen

 
E-Books zu diesem Titel:

Gesamtheft (Luzifer-Amor 53, E-Journal) Format: pdf
Preis: 19,90 €


Beitrag: Michael Molnar: Lust und Verwirrung. Eine Fußnote zu Freuds Mill-Übersetzungen (Luzifer-Amor 53, E-Journal) Format: pdf
Preis: 7,90 €
1863 kam Theodor Gomperz nach England, weil er um die Hand von Helen Taylor Mill, der Stieftochter von J. S. Mill, anhalten wollte. Er schob den Antrag monatelang hinaus, während er Transkripte der Philodemos-Papyri in der Bodleian Library studierte. Dort löste eine angeblich an seinem Arbeitsplatz deponierte Zeichnung einen paranoischen Anfall aus. Meine Nachprüfung dieser Episode, ursprünglich eine bloße Fußnote, wuchs sich zu einer Untersuchung der dunklen Ursachen des Anfalls aus. Die philosophische Frage nach der Natur des Wunsches und die Leidenschaft des Forschers, einen fragmentarischen klassischen Text zu rekonstruieren, werden mit Gomperz’ unentschiedener Beziehung zu Mill und seiner Stieftochter sowie mit seiner nachfolgenden Verwirrung zwischen Realität und Phantasie in Verbindung gebracht. Der Vorfall kann als paradigmatisch für die Gefahren wissenschaftlicher Forschung dienen, wenn die Wissbegierde sich mit Übertragungsbeziehungen vermischt.

Beitrag: Ludger M. Hermanns, Michael Schröter und Harry Stroeken: Von der Psychotherapie zur Psychoanalyse: Max Levy-Suhl (1876–1947) (Luzifer-Amor 53, E-Journal) Format: pdf
Preis: 7,90 €
Max Levy-Suhl gehört zu den großen psychotherapeutisch tätigen Nervenärzten Berlins im frühen 20. Jahrhundert. Er betätigte sich auf verschiedenen Feldern, von der Ophthalmologie über die jugendpsychiatrische Forensik bis zur Hypnose. Seine publizistische Hauptleistung waren zwei kompendiale Werke zu psychotherapeutischen Methoden. Zunächst gegenüber der Psychoanalyse kritisch eingestellt, näherte er sich ihr immer mehr. Um 1930 hatte er eine Art Bekehrungserlebnis, das ihn veranlasste, eine Ausbildung am Berliner Institut zu machen und die Mitgliedschaft in der DPG zu erwerben. Als Jude 1933 zur Emigration gezwungen, ging Levy-Suhl in die Niederlande, wo er ein psychoanalytisches Kinderheim in Amersfoort, dann eine analytische Praxis in Amsterdam betrieb. Er überlebte die deutsche Besatzung, aber anscheinend als gebrochener Mann. 1947 starb er durch Selbstmord. ‒ Ein Quellenanhang und eine umfangreiche Levy-Suhl-Bibliographie ergänzen den Beitrag.

Beitrag: Rémy Amouroux und Hanna Stouten: Als Marie Bonaparte sich taub stellte … (Luzifer-Amor 53, E-Journal) Format: pdf
Preis: 7,90 €
Zwischen 1927 und 1931 ließ sich Marie Bonaparte – gegen Freuds Rat, bei dem sie in Analyse war – dreimal an der Klitoris operieren. Unter Psychoanalytikern gelten diese Operationen bis heute vielfach als »Verirrungen«. Für Bonaparte aber, die auf verschiedene Weise mit Physik und somatischem Denken vertraut war, scheint der chirurgische Weg die erste Wahl gewesen zu sein, die Psychoanalyse nur eine mögliche Alternative. Sie ließ sich durch die Skepsis ihrer Kollegen nicht beeindrucken und hielt an ihrer eigenen Strategie, sogar mit um so größerem Nachdruck, fest.

Beitrag: Roman Krivanek: »Vertrautheit mit dem Kleinkind ist das Ziel«. Die Arbeit und Forschung in der Jackson-Krippe (Wien 1937/38) (Luzifer-Amor 53, E-Journal) Format: pdf
Preis: 7,90 €
Von Februar 1937 bis März 1938 wurde unter Leitung von Anna Freud, finanziert von Edith Jackson und Dorothy Burlingham, in Wien die sogenannte Jackson-Krippe betrieben. Diese Institution war einerseits eine soziale Einrichtung, in der Kinder aus den ärmsten Schichten der Bevölkerung Wiens betreut und die Familien, aus denen sie kamen, z. T. auch materiell unterstützt wurden. Sie war zum anderen eine Ausbildungsinstitution für Psychoanalytikerinnen. Diese hatten dort die Möglichkeit, die Entwicklung von Kleinkindern in den ersten beiden Lebensjahren zu beobachten, z. B. ihre Essgewohnheiten und ihr Sozialgefühl. Nicht zuletzt war die Jackson-Krippe auch eine Forschungseinrichtung, in der die psychoanalytische Entwicklungstheorie anhand direkter Beobachtungen überprüft wurde. Die dort begonnene Arbeit wurde wenig später in größerem Rahmen in den War Nurseries von A. Freud und D. Burlingham fortgesetzt. ‒ Der Artikel untersucht die vielfältigen Aktivitäten in der Krippe anhand zumeist unveröffentlichter Dokumente.

Beitrag: Esther Fischer-Homberger: Pierre Janet beobachtet die Geschichte (Luzifer-Amor 53, E-Journal) Format: pdf
Preis: 7,90 €
Pierre Janet, drei Jahre jünger als Freud, Philosoph und Mediziner, hat nicht nur die traumatische Dissoziation und pathogene unterbewusste Ideen beschrieben, sondern eine ganze Psychologie entworfen. Dabei verstand er seine Konzepte als sprachliche Instrumente, welche psychische Erscheinungen möglichst präzise zu erfassen suchen. Sein Hauptinteresse galt der Beobachtung – eigener und fremder, also auch von Zeitgenossen im In- und Ausland und von Vorläufern aller Art. Janet hat sich nie als Historiker verstanden, aber seine Schriften und seine Denkweise sind historiographisch interessant. Zum Einen sind etwa die dreibändigen Médications psychologiques von 1919 eine Fundgrube psychotherapiegeschichtlichen Materials. Zum Anderen geht Janet mit seinen Quellen kritisch, auch historisch reflektiert um. In späteren Jahren betrachtet er jede Theorie und Erklärung als »Erfindung«, zu manchem tauglich, zu anderem nicht, und als grundsätzlich wandelbar. Indem er mit dem Begriff der »narration« arbeitet, beschreibt er wissenschaftliche Aussagen als Erzählungen, die sich etwa von Lügen, Märchen oder literarischen Werken durch ihren Anspruch auf Verifizierbarkeit unterscheiden. Jede Narration aber steht in einem sozialen Kontext – immer möchten die Erzählenden bei ihrem Gegenüber ein bestimmtes Bild des Realen entstehen lassen. Damit stellt Janet die wissenschaftsgeschichtlich brisante Verbindung zwischen wissenschaftlichen Gebäuden und individuellen Wünschen her – eine Sicht, die Freud fremd, wenn nicht positiv zuwider sein musste.

Beitrag: Andrea Huppke: Marjorie Brierley. Ein Blick in die Frühzeit der Londoner Middle Group (Luzifer-Amor 53, E-Journal) Format: pdf
Preis: 7,90 €
Marjorie Brierley (1893‒1984), deren Leben und Werk in dem Aufsatz vorgestellt wird, ist heute relativ unbekannt, abgesehen von ihrer 1936 publizierten Arbeit über die Affekte. Sie gehörte ab 1927 der British Psychoanalytical Society an, zog sich aber ca. 1950 aus der aktiven Mitarbeit zurück. In den 30er Jahren entwickelte sie ihren psychoanalytischen und wissenschaftlich en Ansatz, der metapsychologische Fragen in den Mittelpunkt stellte. Anfang der 40er Jahre spielte sie eine wichtige Rolle in den sog. Controversial Discussions, den Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen um Melanie Klein und Anna Freud. Sie blieb unabhängig, lehnte jede Idealisierung ab und fühlte sich nur ihren wissenschaftlichen Grundsätzen verpflich tet. Mit dieser Haltung kann sie als eine typische Wegbereiterin der späteren Middle Group bzw. der Independents gelten. Nach der Kontroverse arbeitete Brierley ihre metapsychologischen und psychoanalytisch-ethischen Gedanken in vier größeren Aufsätzen weiter aus.

Beitrag: Thomas Aichhorn: »Ein Schuß gegen den Vater. Attentat eines Studenten«. Sigmund Freud und der »Fall Ernst Haberl« (Luzifer-Amor 53, E-Journal) Format: pdf
Preis: 7,90 €
Ende Oktober 1922 wurde die Familie Freud in einen Kriminalfall verwickelt: Der Sohn von Mathilde Freuds Milchschwester, Ernst Haberl, hatte auf seinen Vater geschossen. Vermittelt durch August Aichhorn wurde die Wiener Jugendgerichtshilfe zur Unterstützung des jugendlichen Täters eingeschaltet; Freud beauftragte den Rechtsanwalt Valentin Teirich mit dessen Vertretung vor Gericht. Über die Tat und auch über die Gerichtsverhandlung – Haberl wurde freigesprochen – berichtete die Wiener Tagespresse ausführlich. Dass ein in der Neuen Freien Presse veröffentlichter Kommentar zum Haberl-Prozess von Freud selbst verfasst worden sei, wie Teirich meinte, ist nach dem Urteil Anna Freuds nicht anzunehmen.

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